Bereits im letzten Sommer stellte die SPD-Stadtratsfraktion den Antrag, zur Bundesgartenschau eine Fußweg- und Fahrradbrücke über den Rhein zwischen der Hafeneinfahrt Bingen und dem Bahnhof Rüdesheim zu errichten. „Wir wollen damit die Verbindung der Menschen beiderseits des Rheins verbessern, aber auch die Erreichbarkeit an den hessischen ÖPNV erleichtern, da für viele Pendler mit der Fußweg-/Radbrücke zum Bahnhof in Rüdesheim erhebliche Verbesserungen für die Anbindung nach Wiesbaden und Frankfurt erreicht würden.“, führt SPD Stadtratsmitglied Dr. Till Müller-Heidelberg aus.

Dass Kultur und Tourismus von diesem Angebot ebenfalls massiv profitieren würde, steht für die SPD zudem außer Frage. „In den Abendstunden könnte die Brücke mit LED-Lampen bestückt werden, in der Rheinmitte auf der Landesgrenze Hessen/Rheinland-Pfalz könnten Informationen gegeben werden mit Blick auf das Binger Loch, den Mäuseturm, die Rochuskapelle, die Hildegard-Klöster Rupertsberg und Eibingen und die Germania, und ggfs. auch ein Weinstand mit dem Angebot aus allen vier Weinanbaugebieten.“, so Müller-Heidelberg weiter. Der SPD Antrag wurde seinerzeit vom Binger Stadtrat einstimmig befürwortet – natürlich im Bewusstsein, dass ein solches Projekt nicht etwa von der Stadt Bingen finanziert werden kann, sondern dass es sich dabei um ein gemeinsames Projekt der Länder Rheinland-Pfalz und Hessen aus Anlass der Bundesgartenschau handeln muss. Auch die Rüdesheimer Stadtverordnetenversammlung fasste einen entsprechenden Beschluss.

Als nun im März 2021 die Machbarkeitsstudie für eine Autobrücke vorgelegt wurde, mit dem Ergebnis, dass diese an der untersuchten Stelle nicht machbar sei, wurde von einigen anderen auch bereits ein Todesurteil für die Idee einer Fußweg- und Fahrradbrücke gesehen. „Jedoch zu Unrecht.“, meint Müller-Heidelberg. Denn die maßgebenden Gesichtspunkte, die gegen die Realisierung einer Autobrücke sprechen, träfen auf die gewünschte Fußweg- und Fahrradbrücke nicht zu. Eine Rad- und Fußwegbrücke zwischen dem Hafen Bingen und dem Bahnhof Rüdesheim liege außerhalb des Naturschutzgebietes.

„Weiter ist maßgebend für die fehlende Realisierbarkeit der Autobrücke gemäß Machbarkeitsstudie, dass diese in einem FFH-Gebiet liegen würde, dem höchstmöglichen Schutzgebiet im Europäischen Recht, weit strikter geschützt als ein normales Naturschutzgebiet. Am vorgesehenen Standort der Fußweg- und Fahrradbrücke gibt es weder ein FFH-Gebiet noch ein normales Naturschutzgebiet. Und die wesentlichen schädlichen Emissionen einer Autobrücke – Lärm und Auspuffgase – gibt es ebenfalls nicht bei einer Fußweg- und Fahrradbrücke,“ meint Müller-Heidelberg. Und schließlich sei auch der letzte Gesichtspunkt, der gemäß Machbarkeitsstudie gegen eine Autobrücke spricht, dass nämlich mit einem Verkehrsaufkommen von über 10.000 Kfz pro Tag zu rechnen sei, bei einer Fuß- und Fahrradbrücke nicht gegeben, ergänzt Werner Velten, Vorstandsmitglied des SPD-Stadtverbandes.

„Für die Realisierung der gewünschten Fußweg- und Fahrradbrücke muss daher eine neue Machbarkeitsstudie erstellt werden, die sich mit der Fahrrad- und Fußgängerbrücke beschäftigt und mit dem tatsächlichen Standort, der für diese im Gespräch ist.“, führt der Binger SPD Vorsitzende und stellv. SPD Fraktionsvorsitzende im Binger Stadtrat Rouven Winter aus.

Die Binger SPD begrüßt daher, dass der Stadtrat in seiner letzten Sitzung einstimmig beschlossen hat, finanzielle Mittel für eine Machbarkeitsstudie in den städtischen Haushalt einzustellen. Auch die Stadtverordnetenversammlung von Rüdesheim wird nun am 7. Oktober auf Antrag der dortigen SPD Fraktion über die Beteiligung an einer solchen Machbarkeitsstudie abstimmen. Es ist spürbar, dass die Verantwortlichen in der Region ein solches Projekt befürworten und auch konkret anzugehen versuchen. Die Hoffnung auf eine Realisierung der Fußweg- und Fahrradbrücke zwischen dem Hafen Bingen und dem Bahnhof Rüdesheim zur Bundesgartenschau 2029 sei also der Realität einen großen Schritt näher gekommen.