Bundesverkehrsminister a.D. Kurt Bodewig in Bingen

Der Bahnlärm im Mittelrheintal ist längst kein neues Thema mehr, es wird aber die kommenden Jahre umso mehr an Brisanz gewinnen. So stand dieses Thema selbstverständlich im Mittelpunkt der Diskussion mit dem ehemaligen Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig (SPD) zu der der Landtagsabgeordnete Michael Hüttner (SPD) nach Bingen eingeladen hatte. Prognosen gehen allgemein von einer Steigerung des Schienengüterverkehrs um 75% aus. Die Studie „Schienennetz 2025/30“ des Umweltbundesamtes rechnet gar mit einer Steigerung um 100%. Mit Fertigstellung des Gotthard-Basis-Tunnels und des gesamten Ausbaus der schweizerischen NEAT (Neue-Eisenbahn-Alpentransversale) kommen gerade auf das Mittelrheintal starke Transitverkehre zu.

„Schon heute liegt der Lärm für zahlreiche Anwohner über der Belastbarkeitsgrenze“, gibt Michael Hüttner zu bedenken. „Daher ist es dringend notwendig zeitnah Maßnahmen zur Lärmreduzierung umzusetzen.“

Kurt Bodewig sieht gerade in lärmabhängigen Trassenpreisen große Chancen dem Bahnlärm entgegen zu wirken. Doch mit der Einführung rechne die Bundesregierung wohl erst Ende 2013. „Es gilt schnell und zeitnah, wenn auch mit der nötigen Sorgfalt zu handeln, da das Mittelrheintal in großem Maße vom Tourismus lebt und der Lärm diesem alles andere als zuträglich ist“, so Bodewig.

So gibt es zahlreiche lärmmindernde Techniken, die aber auch mit hohen Umrüstungskosten verbunden sind. „Transportunternehmen werden ihre Wagen nur umrüsten, wenn es langfristig für sie auch wirtschaftlich rentabel ist“, so Kurt Bodewig. „Dies ist mit lärmabhängigen Trassenpreisen möglich.“

Neben allen technischen Möglichkeiten sollten auch alternative Streckenführungen nicht aus den Augen verloren werden, wie Michael Hüttner ergänzt.

Leider ist der Bahnlärm nicht das einzige Lärmproblem in der Region. Mit dem Ausbau des Frankfurter Flughafens wird sich auch der Fluglärm deutlich verstärken. „Hier gilt es vor allem auf die neuen Flugrouten zu achten“, so Bodewig.

„Festzuhalten ist, dass beide Lärmprobleme sehr komplex sind, da es sich um europaweite Themen handelt, die nicht alleine in Rheinland-Pfalz oder auf Bundesebene gänzlich zu lösen sind“, so Michael Hüttner. „Dennoch gibt es zahlreiche, realistische Lösungsansätze, die es konsequent zu verfolgen gibt, um die Menschen in der Region vor unzumutbarem Lärm zu schützen.“